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Trauer ist ein fieses Gefühl

Ich mache mir oft Gedanken darum, wie meine Gefühle aussehen, wenn ich an meinen Bruder denke. Ich horche dann ganz tief in mich rein, versuche ganz genau zu spüren, was ich fühle.
Ist da ein stechender, beißender Schmerz? Zieht sich mein Magen zusammen? Mein Herz? Ist da überhaupt noch Trauer oder bin ich mittlerweile an dem Punkt angekommen, an dem die Zeit endlich alle Wunden geheilt hat?

Also horche ich wieder ganz tief in mich hinein.

Es zieht sich nichts zusammen. Nichts zwickt, nichts schmerzt. Zumindest schmerzt nichts im herkömmlichen Sinne. Mir tut nichts weh, mein Körper fühlt sich einfach dunkel und leer an. Eine schwere Leere, die einen Mantel um meinen Körper und meine Seele gelegt hat.


Mein Bruder fehlt. Jeden Tag.

Und dann merke ich, wie sehr mich dieses Gefühl begleitet. Die Trauer ist mein täglicher Begleiter. Ich denke zwar nicht unentwegt daran, dass mein Bruder nicht mehr da ist, dass ich ihn nicht eben mal anrufen oder ihm schreiben kann. Aber das Gefühl, der Mantel, ist immer dabei.

Heute bist du länger fort, als du jemals bei uns warst.

Und dann gibt es immer wieder diese Momente, wo mir doch der Kloß im Hals kommt. Wo mir bewusst wird, wie sehr er fehlt. Während den Hochzeitsvorbereitungen habe ich einige Tränen vergossen, vor allem weil sein Tod bis heute starke Auswirkungen auf den Rest der Familie hat. Dass er nicht mehr da ist, hat ganz viel damit zu tun, wie das Verhältnis innerhalb unserer Familie ist. Ein Ereignis, das alles prägt und beeinflusst.
Ich trage nicht nur meinen Ehering an meiner linken Hand, sondern auch seinen Namen. Der Weg zum Herzen ist so nicht weit.

Und heute ist dieser Tag…

…der uns allen am meisten weh tut. An dem wir so viel an unsere Familie denken, wie an keinem anderen Tag. Und doch können wir uns heute auf keinen Fall sehen oder sprechen. So viel ist anders, so vieles wird nie wieder gut.
Und heute tut es weh! Verdammt weh! Es gibt keinen Trost, heute ergebe ich mich meiner Trauer. Das ist auch okay. Das muss so.

Heute weine ich, aber morgen bin ich wieder für Dich stark!


Aber die Trauer ist nicht nur ein fieses Gefühl, dass einen schwach macht und einen zweifeln lässt.
Die Trauer hat mir auch gezeigt, dass ich stark bin. Ich bin verdammt stark!

Und warum ich das schreibe? Was ich damit sagen will?
Es wird besser! Glaub mir, auch wenn es jetzt unmöglich erscheint, dass man je wieder glücklich sein kann oder nicht unentwegt an den Verlust denkt. Aber der Tag wird kommen und dann wird alles wieder ein wenig besser sein. Und dann bist auch Du stark! So unendlich stark!

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